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2017/08/07

Faber & Fiva - Bardentreffen Nürnberg (28.-30.07.2017)

Letztes Jahr fiel das Bardentreffens für mich leider aufgrund eines mehrtägigen Krankenhaus- Aufenthalts aus. Ein Grund mehr, dieses Jahr ein paar Highlights mitzunehmen. Die Gesundheit machte uns Freitag fast wieder einen Strich durch die Rechnung, doch zumindest ich konnte am Abend noch ein paar Kräfte sammeln, um doch noch nach Nürnberg zu fahren.

Mit unserem Wochenend-Besuch Dirk von Flockes Plattenkiste wollte ich mich am Sebalder Platz treffen. Leichter gesagt als getan: Ich war überrascht wie voll die Stadt war. Am Hauptmarkt, wo grad die Red Hot Chili Pipers zu spielen anfingen, kam ich kaum vorbei. Am Sebalder Platz standen auch schon Massen vor der Bühne und Dirk meldete seinen Standpunkt natürlich genau auf der anderen Seite. So versuchte ich mich durch die Menschenmenge zu mogeln und erlebte den Beginn von FABER mittendrin. Sollte ich diesen perfekten Blick auf die Bühne aufgeben? Ja! Denn allein ist es nur halb so schön. Wenn schon, dann wollte ich das Konzert zusammen mit Dirk erleben. 

Nach den ersten zwei Songs hatten wir uns dann endlich gefunden. Faber war pünktlich halb zehn mit seiner Band auf die Bühne getreten und bereits nach einer viertel Stunde vermeldete ich den Daheim-Gebliebenen "Sehr, sehr geil". Vom Bühnenbild über die Akustik, bis hin zu seiner Bühnenpräsenz und markanten Aussprache - es passte einfach alles. Während er für eine Zigarettenpause hinter die Bühne verschwand, wusste seine Band diese Zeit bestens instrumental zu überbrücken. Als er wieder kam vermutete ich fast schon das letzte Lied, doch weit gefehlt. Stattdessen bedankte er sich bei den Veranstaltern dafür, länger spielen zu dürfen. Eigentlich war das Konzert nur für eine Stunde angesetzt. Da er laut Programmheft aber der letzte auf dieser Bühne war, entschied er ein volles 90 Minuten Konzert durchzuziehen. 

Für mich klang es als hätte Faber die längere Spielzeit selbst so festgelegt ohne sich mit dem Veranstalter abzustimmen. Das passt zu Faber - der einfach alles ein bisschen anders macht, sich nicht an strikte Regeln hält und nicht nur mit seinen provokanten Texten gegen den Strom schwimmt. Definitiv ein würdiger Vertreter des diesjährigen Mottos beim Bardentreffen: Gegenwind. Auf das Theater rund um die Zugabe ließ er sich ein, weil das wohl eine "Tradition auf Popkonzerten" sei. Dem Publikum machte er ein wunderbares Kompliment: "In Bayern feiert man gut, aber in Franken feiert man besser." Auch ich war wieder mal begeistert vom Nürnberger Publikum, das sich voll und ganz auf die Musik von Faber einließ, zumindest in unserem Umkreis nicht schwatzte sondern aufmerksam den Texten lauschte, mitklatschte und tanzte.

Ein wenig Wehmut überkam mich als ich die Tragemamas mit ihren schlafenden Babies sah oder das wild zu Faber tanzende Kleinkind: Meinem Sohn hätte es wohl auch gefallen. Mir fehlte an diesem Abend jedoch die Kraft mich mit ihm durch die Menschenmassen zu kämpfen. Zumal ich mich dann hätte weniger auf die Musik konzentrieren können. Dafür verbrachten wir dann den Samstag gemeinsam in der Stadt. Wir begannen den Tag um 15 Uhr mit einem Kinderkonzert von Tony Geiling & das Wolkenorchester im Kulturgarten. Das war genau das Richtige für meinen 2-Jährigen, wobei die Aufmerksamkeitsspanne nach einer halben Stunde vorbei war.

Weiter ging es dann zum Lorenzer Platz, wo Nick & June auftreten sollten. Leider in anderer Besetzung als ich sie vor drei Jahren in der Kofferfabrik gesehen hatte. Die neue Frontfrau neben Nick konnte mich nicht überzeugen, keine Ausstrahlung, so emotionslos - während er weiterhin auf der Bühne strahlte. Vielleicht ist dieser Kontrast ja gewollt. Die Musik, die ich eher nebenbei verfolgte, gefiel mir wieder - die Akustik empfand ist jedoch als verbesserungswürdig.

Danach liefen wir einmal um die Lorenzkirche herum, wo wir ein paar Straßenkünstlern lauschten - das was das Bardentreffen eigentlich ausmacht und was ich nächstes Jahr gern etwas intensiver erleben möchte. Pünktlich zum Auftritt von The Lasts trafen wir uns wieder mit Dirk am Lorenzer Platz. Sie erinnerten mich irgendwie an die späte Kate Nash oder auch Gurr. Definitiv eine ansprechende Bühnenpräsenz. Manche Lieder konnte man gut hören, manche waren mir zu trashig. Deshalb entschied ich mich nach einer Weile lieber noch ein wenig durch die Straßen zu ziehen...

... eine Nebenstraße weiter kam mir eine Band doch sehr bekannt vor: zufällig hatte ich die Boat Shed Pioneers entdeckt. Was für ein Glück! Ich hatte mir so gewünscht, sie zu sehen - letztes Jahr verpasste ich sie krankheitsbedingt sowohl bei Folk im Park als auch beim Bardentreffen. Erst vor ein paar Monaten hatte ich Gelegenheit sie kurz im Rahmen des Gostenhofer Kneipenfestival Bierchen und Bühnchen zu sehen. Sie nun als einer der vielen Straßenmusiker des Bardentreffens in einer kleinen Gasse zu erleben, war für mich das Highlight am Samstag. Nach einer ausgiebigen Pause, die wir für ein Abendessen im Admiral nutzten, spielten sie ein weiteres Set. Für uns war es trotzdem langsam an der Zeit heim zu gehen - jedoch nicht ohne diesen Ohrwurm im Gepäck:
"Everything’s, everything’s alright in the end
And if it’s not alright it is not yet the end."
Ein ganzer Tag ist bei den Menschenmassen einfach doch irgendwann anstrengend - mit und für Kleinkind. Deshalb entschied ich mich am Sonntag auf das Nachmittagskonzert von Sarah Lesch zu verzichten - ein Kindergeburtstag im Wald war bei gut 30 Grad einfach die bessere Alternative für mich und meinen Sohn. Erst am Abend machte ich mich dann auf den Weg zum Abschlusskonzert des diesjährigen Bardentreffens: Fiva & JRBB.

Diesmal klappte die Verabredung mit Dirk recht unkompliziert und zehn Minuten vor geplantem Konzertbeginn hatten wir uns Stehplätze mit gutem Blick auf die Bühne der Insel Schütt gesichert. Die Jazz Rausch Big Band schien bereits vollständig und stimmte die Instrumente. Das klang schon gut und ich war optimistisch, dass das Konzert pünktlich um Zehn beginnen würde. Als dies 20 Minuten später noch immer nicht der Fall war, machte sich langsam Unruhe breit. Jede Minute, die das Konzert später beginnen würde, würde schließlich von der maximalen Spieldauer abgezogen werden, die aufgrund der Sperrstunde nicht verhandelbar war. Mein anfänglicher Optimismus wurde zudem von der Sorge eines erneuten Unwetters, wie wir es am Nachmittag erlebt hatten, abgelöst.

Irgendwann kam eine der Veranstalter auf die Bühne, entschuldigte sich für diesen heftigen "Gegenwind" aufgrund technischer Probleme beim 41. Bardentreffen. Unter dessen verließ die Jazz Rausch Big Band die Bühne und der Unmut im Publikum wuchs. Würde es sich lohnen zu warten? Ich nehme die Antwort vorweg: Ja! Um 22:45 Uhr trat die Veranstalterin erneut auf die Bühne und versprach, dass Fiva nun auf die Bühne kommen würde. Nach einem - für meinen Geschmack - viel zu langen instrumentalen Intro war sie dann da, entschuldigte sich, schien selbst bedrückt, aufgrund der technischen Probleme das erste Mal seit 20 Jahren ohne DJ Radrum auftreten zu müssen und versprach, dass nun die "beste halbe Stunde des Bardentreffens" beginnen würde.
"Gib mir die Hand und wir spring zusammen. Eins, zwei, drei.
Das Beste ist noch nicht vorbei."
Sie sollte recht behalten. Mit dem Wissen, dass aufgrund der Sperrstunde um 23:15 Uhr alles vorbei sein würde, gaben Fiva & JRBB alles. Fiva schaffte es den Unmut des Publikums in Begeisterung zu verwandeln. Es herrschte von einer Sekunde auf die anderen eine so gute Stimmung als müsse man jetzt einfach alles aus dieser halben Stunde rausholen. Und vor allem dem Regen trotzen, der pünktlich zum späten Beginn angefangen hatte und immer stärker wurde. Vom Gewitter in der Ferne ließ sich auch niemand beeindrucken, was zählte war das Hier und Jetzt.
"Raus in den Sommer, es wird früh genug kalt. (...) 
Ich will einen Sommer lang nut tanzen."
Auf Ansagen verzichtete Fiva - dafür sei einfach keine Zeit, und nach zwei Liedern kam eine gute Nachricht: DJ Radrum war startklar. Ich persönlich hätte ihn nicht zwingend gebraucht, fand ich das Zusammenspiel von Rap und Orchester schon beeindruckend genug. Der Typ an der Percusssion strahlte auffallend gute Laune aus. Doch ohne DJ scheint wohl doch irgendwas zu fehlen.

Als Fiva das letzte Lied ankündigen musste, gab sie zu, dass ihr Herz gerade zerfetzen würde. Um die berechtigten Buh Schreie zu vermeiden, versprach sie, nächstes Jahr wieder zu kommen. Ich bin gespannt, ob sie dieses Versprechen einlösen kann und freue mich nun erstmal auf ein komplettes Konzert im November im E-Werk Erlangen. Denn Fiva hat es in dieser halben Stunde definitiv geschafft mich davon zu überzeugen, dass sich ein Konzert von Fiva & JRBB mehr als lohnt.



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