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2016/10/28

Alin Coen Band - Heimathafen Neukölln (26.09.2016)

Alin Coen gehört zu einer der Künstlerinnen von der ich bisher kein Album im Regal stehen habe und doch jedes Mal aufhorche, wenn ich ihre unverwechselbare Stimme höre. In den letzten Jahren wuchs mein Wunsch immer mehr, ein Konzert von ihr zu besuchen - nachdem ich sie auf der Seerosenteich Tour von Philipp Poisel zumindest schon einmal kurz live in der UdK Berlin erlebt hatte. Es sollte sich so fügen, dass unsere Urlaubsroute uns über die Hauptstadt führte und ich ein Ticket für das Zusatzkonzert im Heimathafen Neukölln ergatterte. Und ja, was soll sich sagen: Konzerte in der Hauptstadt waren bisher immer etwas Besonderes.

Als ich den Heimathafen Neukölln kurz vor neun erreichte, war ich zunächst über die lange Menschenschlange überrascht. Bald stellte sich heraus, dass es Probleme mit den Online-Tickets gab und der Einlass deshalb etwas länger dauerte. Somit begann das Konzert erst kurz nach neun mit Marcel Brell als Vorband. Selten war ich so enttäuscht. Es ist schwer zu beschreiben, denn eigentlich mag ich seine Musik. Aber an diesem Abend, als er allein an Klavier saß und mit Akustikgitarre da stand, konnten mich seine neuen Texte überhaupt nicht berühren oder mitreissen. Er wirkte auf mich nicht authentisch, als wolle er zwanghaft witzig rüberkommen. Zu seiner Verteidigung sei erwähnt, dass es der erste Abend war, an dem er Alin auf ihrer Tour begleitete. Vielleicht war er tatsächlich noch etwas nervös, wie seine neuen Songs ankommen würden. In seinem neuen Video "So sein wie du" (mit der großartigen Phela) klingt er wieder ganz gut, auch wenn ich mit dem Text weiterhin nicht viel anfangen kann. Aber hey, natürlich ließ er es sich nicht nehmen, den gemeinsamen Song "Wo die Liebe hinfällt" zusammen mit Alin Coen darzuieten.

Um 22 Uhr kam dann die Alin Coen Band auf die Bühne. Eine Uhrzeit zu der ich sonst eigentlich schon im Schlummermodus bin. Na gut, Berlin eben. Vermutlich hätte ich ihre Musik mehr genießen können, wenn das Konzert bestuhlt gewesen wäre. Einfach die Augen schließen und alles um sich herum vergessen. Zwar ist die Musik durchaus tanzschunkelbar, aber für mich ist es einfach diese Stimme, die ich so beeindruckend finde, dass ich mich gern mehr darauf konzentriert hätte statt auf die stickige Luft eines Stehkonzert. - Oh je, merkt man mir etwa an, dass ich als Mama seltener auf Konzerte gehe und meine Ansprüche sich verändert haben?! - Alin Coen wirkt auf mich sehr professionell, als würde sie sich keinen Fehler erlauben wollen. Umso erstaunter war ich als sie sich doch an einer Stelle irgendwie mit dem Instrument verhedderte. Ja, man sah ihr an, dass ihr das nicht passte, und sie es richtig machen wollte. Dennoch lachte sie kopfschüttelnd, versuchte weiterzumachen, zeigte sich dankbar, als ihr Bandkollege ihr etwas Zeit verschaffte, um sich kurz zu sammeln. Bemerkenswert wie sympathisch sie die Situation gemeinsam als Team lösten.

Warum Konzerte in der Hauptstadt immer ein kleines Highlight sind?! Richtig, wegen der Gastmusiker. Diesmal war es Tex von TV Noir, den Alin auf die Bühne bat. Gemeinsam spielten sie zwei Lieder, darunter einer meiner Favouriten: "Hallo Julia". Oh ja, dafür hatte sich die Reise schon wieder gelohnt. Von diesem Moment an konnte ich mich noch besser auf das Konzert einlassen. Schon bald war es Zeit für die Zugaben - von denen es insgesamt fünf gab. Unfassbar wie laut das Berliner Publikum mit den Füßen stampfen kann. Textsicher waren sie auch. Und das kurz vor Mitternacht. Insgesamt ein absolut lohnenswertes Konzert. Sie macht wirklich schöne Musik, ich kann gar nicht so genau sagen, welches Lied mir am besten gefällt. Es ist ihre Stimme - die mal zart, mal sehr bestimmend daher kommt. Es ist ihre Professionalität, mit der sie verschiedene Instrumente bedient und zeitgleich mit ihrer Band in Kontakt steht. Es ist ihre Ausstrahlung, die keinen Zweifel daran lässt, dass sie Vollblutmusikerin ist. Sie experimentiert mit Stimme, Sprache, Melodien und lässt dabei - in meinen Ohren - stets kleine Meisterwerke entstehen. Gerne wieder.

"Dieses sind dann wohl die letzten Zeilen,
die ich an dich richte.
Dieses letzte Lied soll bei dir weilen,
bis ich ein Neues dichte."

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