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2014/04/02

Carrousel - Theater Kuckucksheim Adelsdorf (01.04.2014)

Carrousel. Bei ihrem Konzert im Club Stereo Mitte September hatten sie mich in ihren Bann gezogen. Durch meine Schwärmereien wurde eine Woche später ein guter Freund im Kulturpalast Hannover verzaubert. Dort traten sie ein halbes Jahr später wieder auf - meine Chance noch mehr Menschen davon zu überzeugen. Und tatsächlich brachten Carrousel dort eine weitere Freundin zum Träumen. Ein wenig traurig war ich, dass sie auf dieser Tour nicht im Raum Nürnberg Halt machten. Bis ich mir die Tourdaten genauer ansah: Adelsdorf. Keine 30 Minuten von uns entfernt.

Während ich hin und her überlegte, hatte ich die Musik schon an einen Kollegen weitergegeben, eine Kollegin zeigte sich auch sofort begeistert, selbst mein Freund fragte von allein, ob wir denn nun fahren. Spontan gesellte sich noch eine leicht kränkelnde Freundin dazu. Der Beweis, dass Musik tatsächlich heilende Kräfte hat. Aus einer Idee wurden konkrete Pläne. Einen Tag vorher erkundigte ich mich bei dem Veranstalter, ob es noch Karten gäbe. Dies wurde bejaht und wenn kein Bus mit fünfzig Leuten käme, wäre es auch an der Abendkasse kein Problem. Zwar erinnerte ich mich an das Konzert im Club Stereo mit maximal fünfundzwanzig Leuten, vorsichtshalber ließ ich aber trotzdem vier Karten zurücklegen, was sich als gute Entscheidung erwies.

Als wir kurz vor Beginn in Adelsdorf ankamen, standen bereits eine Reihe von Autos am Straßenrand. Das machte mich etwas nervös, hatten wir doch nur vier Karten reserviert, aber noch eine Person mehr dabei. Abgesehen von den parkenden Autos sahen wir auch keinen Hinweis, wo wir genau hinmussten. Aber dann, hinter einer kleinen Kurve, ging es rechts rein in diesen unbeschreiblich idyllischen Vorgarten. Damit nicht genug: Im Eingangsbereich begann mein Herz allein beim Anblick der antiken Kasse zu hüpfen. Und dann der kleine - bereits gut gefüllte - Saal. Noch vor Konzertbeginn wusste ich, dass sich die etwas längere Anreise sowas von gelohnt hatte.

Wenn ich an das Konzert im September denke, sehe ich die wenigen Gäste am Ende alle glückselig vor der Bühne tanzen. So verwirrte es mich zunächst etwas, Carrousel nun in einem bestuhlten Saal zu erleben. Noch mehr Verwunderung kam auf als sie nur zu Zweit auf die Bühne kamen. Wo war der Schlagzeuger? Später stellte sich heraus, dass dieser leider arbeiten musste. Aber das machte gar nichts: Auch im Duo wissen Carrousel zu überzeugen. Eine Rezension mit der ich in den letzten Tagen meine Überredungskünste geübt hatte, beschreibt ihre Musik perfekt: "Manchmal sanft wie die südliche Sonne, stückweise garstig wie ein scharfer Bergwind, aber immer charmant wie ein kleines Bistro à Paris." An diesem Abend dominierte besonders der sanfte Charme.

Da wäre einmal Sophie Burand mit ihrer unglaublichen Ausstrahlung, ihrer Körpersprache und ihrem herzlichen Lächeln. Wie sie zwischen dem Akkordeonspiel immer wieder die Hände von dem Instrument ließ, um liebevoll mit ihnen zu gestikulieren - dem Ausdruck zu verleihen, was sie beim Singen fühlt. Dann diese Blicke, die sie mit ihrem Partner Léonard Gogniat tauschte. Ein eingespieltes Team. So viel Gefühl, so viel Mimik, dass es eigentlich gar nicht stört, dass man kein Wort Französisch versteht. Musik sagt eben mehr als tausend Worte.

Sollte ich Carrousel ein drittes Mal erleben dürfen, habe ich mir trotzdem fest vorgenommen mir vorab die Texte zu übersetzen. Allein schon um zu erfahren, welche schlechten Eigenschaften Eléonore eigentlich hat. Genug Zeit werde ich dafür haben, denn Carrousel werden eine kleine Pause einlegen, um sich der Nachwuchsförderung zu widmen. Dies ist auch der Grund, weshalb sie die Einladung zum Sommerfest des Theater Kuckucksheim ablehnten und zum Trost anboten, während ihrer laufenden Deutschlandtour einen spontanten Zwischenstopp in Adelsdorf einzulegen.

Wundervoll war auch wie sie das Publikum in ihre Stücke einbezogen. So liebenswert, wie Léonard Gogniat auf deutsch erklärte, was das Besondere an Adelsdorf ist: Kein Bäcker, kein Metzger, keine Kirche - aber: ein Theater. Und was für eines. Ganz besonders kamen sowohl Theater als auch Künstler bei der Zugabe zur Geltung. Die Mikrofone wurden zur Seite gestellt. Es wurde ganz still im Raum, kein Gemurmel. Nur die Beiden. Das ist keine Selbstverständlichkeit, dass das Publikum den Künstlern die volle Aufmerksamkeit schenkt. Umso beeindruckender waren die letzten beiden Lieder, die auch noch einmal mehr zeigten, wie gut sich das Theater für Konzerte dieser Art eignet. Die Akustik, das Ambiente - einfach zum Verlieben und ein wenig wie im Märchen.

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