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2013/11/01

Tegan and Sara - Theaterfabrik München (31.10.2013)

Das zweite Mal München dieses Jahr. Das zweite Mal an kulinarischen Genüssen erfreuen können - für den (mehr oder weniger) kleinen Geldbeutel, das muss man in München mal betonen. Im Juli im Trachtenvogel, nun im Gartensalon. So schön, so lecker. Und ja, ich bin der Rote Bete in allen Variationen verfallen. Aber jetzt steht die Musik wieder im Vordergrund: Tegan and Sara.

Das erste und letzte Mal 2009 im Hamburger Grünspan gesehen. Da mein Kreislauf in der schwitzenden Menschenmasse rebellierte, leider nur ein mittelmäßiger Genuss. Weil man aus Fehlern gelegentlich lernt: Diesmal mit Cola und Traubenzucker aufgeputscht. Außerdem folgte ich dem Tipp einer Freundin mich ein wenig erhöht am Mischpult zu platzieren. Perfekt! Gute Sicht und immer ein leichtes Lüftchen. Dadurch kam zwar nicht ganz das Mittendrin-statt-nur-dabei-Gefühl auf, aber was soll's. Die Theaterfabrik - in die das Konzert von der Tonhalle verlegt wurde - kann ich als Veranstaltungsort in jedem Fall weiterempfehlen. Auch die Akustik war die meiste Zeit gut...

Unter dem Publikum hatte ich etwas das Gefühl auf einer Gay-Party oder einem Rosenstolz-Konzert gelandet zu sein. Dies soll keine Kritik darstellen: Ich war nur überrascht über die doch sehr eindeutige Zielgruppe. Auch wenn beide lesbisch sind, habe ich beim Hören ihrer Musik nie drüber nachgedacht. Während ich also die sich in der Theaterfabrik versammelnden Menschentrauben beobachtete, fragte ich mich wieder: Warum tu' ich mir diese Konzertreisen allein nur immer wieder an? Ich hasse das Warten vor dem Konzert. Ideal wäre Flyer verteilen gewesen - wie bei Kettcar. Aber dann hätte ich eben meine perfekte Sicht vom Mischpult aus riskiert - wo ich übrigens mit Begeisterung der Lichttechnikerin zusah: Respekt für diese volle Konzentration.

Als dann die Musik ausging und sich alles auf die Bühne richtete, fragte ich mich kurz: Was macht denn der Junge da auf der Bühne? Bis dieser Junge sich seine Gitarre umhing und zu singen anfing: SOAK. Sie überzeugte mich mit ihrer schönen, simplen Akustikmusik. Sie überzeugte nicht den Techniker, der irgendwann sichtlich verzweifelt zur Bild-Zeitung griff. Sie überzeugte auch nicht in der Theaterfabrik. Diese leicht zerbrechliche Stimme wirkt in einer so großen Halle einfach nicht so wie sie es in einem kleinen Club oder Stadtpark tun würde. Schon gar nicht, wenn sie gegen einen summenden Bienenschwarm ankämpfen muss. Leute, warum geht ihr nicht vor die Tür, wenn ihr es bevorzugt euch mit eurem Nebenmann zu unterhalten statt euch der Musik zu widmen?

Dann die große Frage. SOAK nur mit Akustikgitarre - wie lange würde die Umbaupause dauern? Eindeutig: Eine halbe Stunde zu lang! Wieder Warten und die Frage, warum man sich das eigentlich antut. Aber als die Beiden auf die Bühne kamen, wusste ich: Die lange Anreise, all das Warten - das war es wert! Wie cool kann man sein? Da stehen sie einfach da und rocken das Haus. Wow!

Über das neue Album wurde allerlei geredet. 'Closer' to mainstream pop. Einige verzichteten wegen des neuen Albums auf den Konzertbesuch. Ich selbst habe mir zu Heartthrob noch immer keine wirkliche Meinung bildet. Aber nach dem gestrigen Konzert weiß ich: Es lohnt sich trotzdem allemal! Tegan and Sara wissen Neues mit Altem optimal zu kombinieren. Auch wenn ich bis zum Schluss vergeblich auf ein Medley wartete, da hatte ich wohl was missverstanden. Nichtsdestotrotz sieht man Tegan and Sara einfach die Leidenschaft an. Vom ersten Moment an weiß man: die Zwillinge sind dafür geboren auf der Bühne zu stehen. Leider haben sie im Vergleich zu 2009 weniger sinnige Geschichten aus dem Leben erzählt sondern mehr dieses typische "You're the best audience here in Germany"-Blabla von sich gegeben. Schade, aber dennoch sympathisch.

Auch die Professionalität sieht man ihnen an, insbesondere wenn etwas schief läuft. Am Ende hatten sie mit technischen Problemen zu kämpfen. Diese versuchten sie zunächst mit einer Unplugged Version von Call it off zu überspielen. Nach dem Neustart der Technik kündigten sie dann aber die letzten beiden Lieder an. Ich erinnerte mich dunkel, dass es in Hamburg keine Zugabe gab und war schon ein wenig enttäuscht. Aber dann kamen sie doch noch mal - von den Umständen sichtlich genervt - auf die Bühne, entschuldigten sich für die technischen Probleme und baten ein paar Minuten um Geduld. Die Zugabe war zwar leider nicht das herbeigesehnte Medley, aber immerhin: Living Room. Glücksmoment! Nach nicht mal 90 Minuten war der Zauber vorbei.

Völlig unnötig hatte ich mir nach dem späten Beginn Sorgen gemacht, das Ende aufgrund meiner Busverbindung zu verpassen. Ein paar Minuten länger hätten sie schon gern spielen dürfen... Die Bushaltestelle erreichte ich am Ende überpünktlich - nachdem ich am Ostbahnhof kurz geschockt war, weil ich nur las: Ohne Halt bis Pasing, aber es gibt noch eine sogenannte Pendlerbahn zur Hackerbrücke. Mein Fernbus ließ leider noch über eine halbe Stunde auf sich warten. Trotzdem war es die beste Möglichkeit, um auch nach einem Konzert von München wieder nach Nürnberg zu kommen. I took the train back, back to where I came from. Wider Erwarten schliefen nahezu alle im Bus, also keine Party Connection um die Zeit dabei gewesen. Goodbye, Goodbye.

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