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2013/10/27

Nürnberg Pop - Altstadt (26.10.2013)

Wer hätte das gedacht: Ein schöner (fast) lauwarmer Sommerabend. Nicht weiter verwunderlich, würde ich nicht von Ende Oktober sprechen. Wir haben den sonnigen Tag perfekt genutzt und am Abend folgte dann noch was Besonderes: Das 3. Nürnberg Pop Festival. An verschiedenen Spielstätten der Nürnberger Altstadt traten Bands und DJs auf. Wirklich gute Bands, denn von Vornherein wusste ich, dass ich aufgrund von Überschneidungen nicht alle sehen könnte, die mich interessierten. Schnell merkte ich, dass wir weitere Abstriche machen müssten. Eigentlich wollten wir alle Stunde die Lokalität wechseln. Als wir bei der ersten Band aber mitbekamen, dass keiner mehr reingelassen wurde und wir beinahe eine Massenpanik befürchteten, verblieben wir die ersten drei Stunden im Festsaal, um den Aufsteiger des Jahres nicht zu verpassen. Verrückt.

Fangen wir von vorn an. Nachdem wir unsere Festivalbändchen abgeholt hatten, gingen wir ganz entspannt zum Kulturzentrum: Kurz in der Kulturkellerei und im Zentralcafé reingeschaut ehe es hoch in den Festsaal ging. Dort fragte jemand nach unserem Bändchen. Klar irgendwann muss uns ja jemand fragen, dachten wir und zeigten willig unser Bändchen. Bis die Gestalt vor uns nicht locker ließ und uns bewusst wurde, dass er ein Bändchen von uns wollte. Ich bekam richtig Angst, als er fast handgreiflich wurde. Die Security sah das zum Glück und nahm sich dem Problem an.

Dann waren wir da. Im Kultursaal. Mein Freund dachte gleich an weitere gute Konzerte, ich irgendwie an Abiball und Jugendweihe. Vielleicht reicht das aus, um den Saal zu beschreiben. Wir fühlten uns in jedem Fall richtig wohl, hatten einen guten Blick auf die Bühne. Damit war es vorbei als OK KID auf die Bühne kamen. Der Saal hatte sich gut gefüllt, die Luft wurde stickiger. Aber die Band: Wow! Die Klänge eher rockiger, mit deutschem Hip Hop Gesang kombiniert. Von Lied zu Lied wurden die Texte immer besser. Die Masse ging richtig ab und ich dachte nur: Woher kennen die all die Lieder, bis eben kannte ich kein einziges. Das wurde vom nächsten Künstler getoppt.

Aus Sicherheitsgründen wurden wir während des Konzerts von OK KID nicht mehr rausgelassen, weil die Massen bis unten standen und nach vorn drängelten. Für mich unverständlich. Das dritte Nürnberg Pop Festival mit aufstrebenden Künstlern, ein erfolgreicher Vorverkauf. Da muss man doch mit Andrang rechnen und von Vornherein ein entsprechendes Sicherheitskonzept umsetzen. Irgendwann schien sich die Lage etwas entspannt zu haben, aber es war uns zu unsicher, Milky Chance im Saal zu verpassen (immerhin ist das Konzert in der 60er-Jahre-Halle der Faust Hannover seit Wochen ausverkauft). So verzichteten wir auf Adulescens im Zentralcafé und warteten eine Stunde im hinteren Teil des Saales. Immer wieder auf der Suche nach dem Platz, wo wir die meiste Luft erhaschen konnten, die sich durch die geöffneten und doch beschlagenen Fenster kämpfte.

Dann waren sie da: Milky Chance. Vor ein paar Tagen mal reingehört und für gut befunden. Nach dem Konzert würde ich die Musik so beschreiben: Paul Kalkbrenner's Plätschern auf Dauerschleife, nur mit Gesang. Klingt abwertend, war aber richtig gut. Wieder mal jubelte die Masse von Lied zu Lied mehr und wir schauten uns immer wieder ungläubig an. Später recherchierten wir bei Wikipedia: Letztes Jahr Abi in Kassel gemacht. Ein Video bei YouTube hochgeladen und nun spielen sie seit Monaten ausverkaufte Konzerte und planen die Europatour. Ohne Worte. Die Warterei hatte sich also gelohnt, aber danach siegte dann das Bedürfnis nach Luft und wir wechselten den Ort.

In der Kulturkellerei sollte Svavar Knutur auftreten. Aus Island. Ich kannte ihn schon von dem herausragenden Sampler "A taste of beste Unterhaltung". Aber die Unterhaltung wurde live sowas von übertroffen. Der Olli Schulz von Island. Ja, das ist eine gute Beschreibung. Denn Svavar versteht es genauso wie Olli schöne und lustige Geschichten zu erzählen. Zwar auf englisch, aber sehr gut verständlich und die deutsche Sprache weiß er auch zu schätzen. Besonders die schönen Worte Gemeinschaft, Zeitgeist, Schadenfreude haben es ihm angetan. Ein Alleinunterhalter schlechthin, der noch dazu wundervoll singen kann. Ich bin verzaubert. Hach, Svavar.

Kurz vor Schluss wagten wir den Versuch, zurück in den Saal zu kommen, um Abby zu sehen. Die Security winkte aber gleich ab, dass da vor Konzertende keiner mehr reinkomme. Wir lauschten ein Lied lang, entschieden uns dann aber mal zu schauen, ob bei Honig im Club Stereo weniger los ist. Fehlanzeige. Also kurz Proviant bei Burger King besorgt und wieder auf der Treppe Abby gelauscht. Dann kam der Moment der Entscheidung: Nach Hause fahren oder noch einmal für eine halbe Stunde bei Linda & the small giants reinhören. Wir entschieden uns für letzteres.

Eine gute Entscheidung. Ich mochte die Stücke mit Band (Schlagzeug, Gitarre, Bass, Streicher) sehr. Die ruhigeren Stücke waren auch schön, das Zuhören nach ein Uhr nachts allerdings eine Herausforderung. Insgesamt sehr gut hörbarer Indie-Folk. Als Nürnberger Band werden wir sie bestimmt noch öfter erleben dürfen. Und so verließen wir vorzeitig den Keller, um noch unseren Bus zu erwischen. Dort war dann auch wieder Chaos angesagt, aber am Ende kamen wir noch knapp vor der Zeitumstellung nach Hause. Ein eindrucksvoller Musik-Abend. Danke, Nürnberg.

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