30 Jahre lang gibt es Die Toten Hosen nun schon. Und doch war es mein erstes Konzert dieser Band. Der Tourauftakt war
bereits einen Tag zuvor – wobei es sich jedoch um das Zusatzkonzert handelte.
Am zweiten Abend waren also die eingefleischten Fans dabei, die Monate zuvor beim Verkaufsstart Serverproblemen trotzten
und die heißbegehrten Tickets in den ersten Minuten ergattert hatten. So kann man sich zumindest einreden, den Konzertabend mit der
besseren Stimmung erlebt zu haben.
Bereits bei der Vorband Useless ID (gefiel mir gut) wurde deutlich, dass
die Akustik in der Arena Leipzig nicht unbedingt die Beste ist. Doch das
brachte der Stimmung bis zum Schluss keinen Abbruch. Noch bevor die Hosen die
Bühne betraten, füllte sich die Halle mit Fangesang: Hey ho let’s
go, Hey ho let’s go. Punkt neun erlosch dann endlich die Hallenbeleuchtung und
die Anfangsmelodie des neuen Albums „Ballast der Republik“ erklang. Dann begann
etwas, was mich wirklich faszinierte: Ob neue Lieder oder Klassiker, ob jung
oder ‚alt’, ob Steh- oder Sitzplatz – das Publikum sang, klatschte, tanzte, jubelte, gröhlte. So
eine gute Stimmung über Generationen und ein ganzes Konzert hinweg, habe ich
selten erlebt. Selbst Campino weiß, dass es etwas ganz Besonderes ist, betitelte er Leipzig doch als "Buenos Aires von Deutschland".
Wenn ich die letzten Tage nicht meine Begeisterung für das neue Album entdeckt hätte, wäre ich vielleicht enttäuscht gewesen. Nach dem Konzert hatte ich den Eindruck, fast das ganze Album sei durchgespielt wurden – während Klassiker zu kurz kamen. Wahrscheinlich war es nur der subjektive Eindruck. Übel nehmen kann man es ihnen kaum, schließlich haben sie ein großartiges Album mit Liedern veröffentlicht, die sich hervorragend für ein Live-Konzert eignen. Wenn dann allerdings auf Klassiker (z.B. Anti-Bayern-Lied) verzichtet wird, um die Ärzte mit "Schrei nach Liebe" zu covern, fragt man sich schon, ob eine Band mit so genialen eigenen Liedern das nötig hat. Doch selbst das Cover überzeugte - und insgesamt erlebte man in den 120 Minuten eine gelungene Mischung aus 30 Jahren. Die Bandgeschichte mit 25 Jahren noch nicht im Detail verinnerlicht, konnte ich mit "Niemals einer Meinung" sogar noch was Neues|Altes entdecken.
Mit "You never walk alone" verabschiedeten sich die Toten Hosen von der Leipziger Bühne - das Publikum verstummte aber noch lange nicht und sang die Fussball-Hymne noch weiter. Es hat sich voll und ganz gelohnt. Hinterher ärgerte ich mich etwas, nicht den Bühnenblick vom Eingangsbereich genutzt zu haben. So habe ich leider kaum was von der Bühne mitbekommen - dafür aber mittendrin statt nur dabei. Es kann ja nicht immer ein Wohnzimmerkonzert sein.
Und immer wieder sind es dieselben Lieder,
die sich anfühlen als würde die Zeit stillstehen.